Die erste Woche zu dritt

Die erste Woche zu dritt

Es ist schon irgendwie ein seltsames Gefühl: dass da jetzt noch jemand ist, dass wir unsere Wohnung jetzt mit einem weiteren Mitbewohner teilen, für den wir auch noch die absolute Verantwortung haben, der vollkommen abhängig von uns ist und der unseren Alltag – wenn man derzeit von einem solchen überhaupt sprechen kann – quasi „diktatorisch“ bestimmt.

Wir sind jetzt seit ungefähr einer Woche aus dem Krankenhaus zu Hause und versuchen uns seitdem, an einander und an die neue Situation zu gewöhnen. Das ist gar nicht so einfach – aber Johanna ist echt der Hit! Ich könnte sie stundenlang nur ansehen. Trotzdem fordert sie uns ganz schön: Alle paar Stunden muss ich stillen, tags wie nachts, was einem kaum Zeit für etwas anderes lässt. Für zwei Tage hat sie sogar einen solchen „Trinkmarathon“ veranstaltet, dass ich selbst nicht zum Essen kam! Ohne Übertreibung: Mein Mann hat mir die Mahlzeiten ans Sofa gebracht, wo ich mit der Maus saß, damit ich nebenbei essen konnte! Das muss man sich mal vorstellen. Aber solche „Fress-Flashs“ sind normal, sagt die Hebamme. Das passiert immer wieder, wenn Babys einen Wachstumsschub haben. Außerdem habe ich anfangs noch mit Stillhütchen gestillt, da meine Brustwarzen von den ersten Tagen sehr angegriffen waren. Das hat mir zwar geholfen, die Kleine schmerzfreier anlegen zu können, dadurch hat sie aber pro Mahlzeit weniger abbekommen – wohl um die 20 Prozent, sagen Studien. Deshalb musste sie öfter bzw. länger trinken, was das Ganze noch verstärkt hat.

Außerdem mag sie noch kaum alleine sein. Sprich: Nachts schläft sie bei uns im Bett, tagsüber muss man sie entweder rumtragen oder sie zumindest nahe am Körper haben – auch wenn sie schläft. Sonst beschwert sie sich. Das schlaucht auf Dauer auch ganz schön, da man zum einen in den wenigen Stunden, die man in der Nacht hat, auch noch schlechter schläft und zum anderen tagsüber keine Zeit einfach nur für sich hat. Auch wenn man das im Vorfeld irgendwie weiß: Ich habe es mir trotzdem nicht so anstrengend vorgestellt, erstmal nur für das Baby da sein zu müssen.

Aus Sicht der kleinen Maus ist es jedoch verständlich: Ein dreiviertel Jahr war sie so nah an mir, wie man nur sein kann, hat jede Bewegung, jede Regung des Darms, jeden Huster, jedes Wort mitbekommen – und plötzlich soll sie nicht nur selbst atmen und essen, sondern ist auch noch getrennt vom vertrauten Körper der Mama. Daran muss sie sich erst einmal gewöhnen. Und das braucht eben seine Zeit. Auch wenn sie weiterhin unser Leben bestimmen wird: Irgendwann bleibt sicher auch wieder mehr Zeit für uns.

Eure derzeit etwas geschlauchte Karina

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