Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Nach der erneuten Hitzewelle in den letzten Tagen kühlt es endlich wieder ab. Wir haben es trotz Dachgeschosswohnung ganz gut ausgehalten, waren ständig nackt und haben viel geduscht und gebadet. Mika liebt baden, Mama mag die warme Brühe nicht. Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, mit meinem kleinen Mann zusammen in die Wanne zu steigen. Oder auch mit beiden. Meistens schwimmen dann verdächtige gelb-grüne Stückchen im Wasser herum und Mika bekommt einen ganz seligen Gesichtsausdruck.

Alles klar. Aber das kann man genauso gut auf Mama erledigen. Wenn man schon mal nackig auf ihr liegen darf, dann klappt das richtig gut. Und ich bin schon so verliebt, dass ich sogar das ganz toll und süß finde. Auch Lotte geht super mit ihm um und ist kein Stück eifersüchtig. Die Läufigkeit ist rum und sie kommt ihren Aufgaben als Hütehund hervorragend nach. Ich habe da so eine Ahnung, dass das mal ein ganz tolles Team wird.

Am Ende der Schwangerschaft habe ich noch Babybauch-Bilder mit meiner lieben Freundin Mau gemacht. Davon wusste Daniel nichts und jetzt habe ich es endlich geschafft, ein paar davon auszudrucken und ihm eingerahmt zu schenken. Da hat er sich riesig gefreut, so eine hübsche Frau zu haben … und ich war richtig stolz.

Auch mein Ring passt mir wieder. Nachdem Daniel ein wenig gemeckert hatte, trage ich ihn nun wieder. Allerdings erschwert er mir durch den aufgesetzten Stein den Umgang mit Mika sehr. Deshalb werde ich ihn wohl bald wieder abnehmen. Hab ja inzwischen noch eine Alternative: Daniel hat mir, zusammen mit unserem Freund Lee, in einer Nacht- und Nebel-Aktion – die unter anderem auch einiges an Spirituosen beinhaltete („Man muss ja endlich mal aufs Kind anstoßen“) – einen Armreif gekauft, der nun auch graviert werden soll. Da habe ich mich ganz schön gefreut, als ich mitten in der Nacht durch das Heimkommen zweier, nun, sagen wir „ungeschickten“, Männer geweckt wurde … und dann eine Juweliertüte unter die Nase gehalten bekam. Mika lässt sich ja generell nicht von Lärm oder sonstigen Störfaktoren wie einem bellenden Hund irritieren … und schlief einfach weiter. Das tat ich ihm dann gleich.

Der kleine Mann ist jetzt 4 Wochen alt und nach der genauen Definition nun kein Neugeborenes mehr. Da musste ich ganz schön schlucken. Die Zeit rennt und er wiegt mittlerweile schon 4 Kilo. Am liebsten würde ich ihn ja gerne so klein wie er ist behalten. Gerade hat er einen Wachstumsschub und muss tagsüber sehr oft gestillt werden. Trotzdem verschont er uns nachts immer noch und schläft generell seine 4 bis 6 Stunden. Dafür bin ich sehr dankbar, denn wenn ich nachts wach bin und Daniel es wagt, mich anzusprechen, bin ich in meinem Halbschlaf oft sehr gereizt und böse. Armer Papa. Allerdings schläft unser Schatz dann meistens sofort wieder ein. Langsam gewöhnen wir uns jetzt alle aneinander. Gleichzeitig beginnen Daniel und ich, gegenseitige Nähe zu vermissen. Die Hebamme hat uns grünes Licht gegeben und uns „erlaubt“ alles zu tun, was uns gut tut. Da kamen wir uns vor wie Fünfjährige, denen erlaubt wurde, nach dem Mittagessen einen Nachtisch zu vernaschen.

Auch haben wir es uns nicht nehmen lassen, zum Xavier-Naidoo-Konzert zu gehen. Darauf hatten wir uns schließlich schon ein Jahr lang gefreut. (Achtung, verantwortungslose Eltern!) Nein, wir haben uns ganz außerhalb der Menschenmenge auf dem Open Air Gelände hingesetzt und der tollen Musik gelauscht, während Mika in seiner Tragetasche an meiner Brust geschlummert hat. Und somit hat es weder Mika noch mich gestresst, da die Musik auch nicht zu laut war. Später ist uns aufgefallen, dass das schon sein 4. Konzert war. Das erste außerhalb meines Bauches. Deshalb war er wahrscheinlich so cool. ;)

Wie ihr seht, ist also eigentlich alles in Ordnung und geht so langsam seine geregelten Bahnen. Eigentlich sollte alles o.k. sein. Aber das ist es eben noch nicht so ganz. Manchmal sogar ganz und gar nicht. Noch immer habe ich Hochs und Tiefs – und manchmal geht es mir so schlecht, dass ich am liebsten nur im Bett liegen und schlafen möchte. Besucher haben wir ja schon lange keine mehr. Nur ganz vereinzelt kommen mal ein paar enge Freunde, die mir helfen, im Haushalt ein wenig hinterher zu kommen oder mir etwas kochen. Hier in der Wohnung sieht es nämlich mittlerweile aus wie im Saustall und ich habe das Gefühl, mit allem überfordert zu sein. Ich weine zwar nicht mehr ganz so viel ohne Grund, aber das Traurigsein wurde stärker und ich bin froh, einfach alleine zu sein und nichts tun zu müssen. Wobei ich ja sowieso das Gefühl habe, keine Kraft für irgendetwas zu haben. Meine Hebamme ist jetzt auch nicht mehr so glücklich damit und hat mir geraten, mit meiner Frauenärztin zu sprechen und mir einen Therapeuten oder einen Heilpraktiker zu suchen. Professionelle Hilfe einfach deshalb, damit ich nicht in eine Spirale gerate, aus der ich später nicht mehr oder nur noch schwer herauskomme.

Jetzt werde ich das also tun und mal sehen, wie es weiter geht. Weiterhin soll ich gucken, dass ich nicht ganz so viel unternehme und mich nicht überfordere, was wirklich schnell passiert im Moment.

Aber nun lasse ich mir erst mal die Brüste von meinem kleinen Schatz leer trinken und starte in einen neuen Tag, mit (ich bemühe mich) wenig Stress.

Liebe Grüße von der Mama mit nicht ganz so viel Elan und dem kleinen Vampir

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