Halbzeit

Halbzeit

Jetzt sieht man was, jetzt geht’s voran. Jetzt bin ich endlich „richtig“ schwanger. Die Halbzeit ist geschafft. Das ging super schnell und trotzdem bin ich aufgeregt und ungeduldig. Ich möchte endlich wissen, wie es aussieht, wie es riecht … und ganz dringend möchte ich es einfach auch berühren. Am Wochenende waren wir in Freiburg, zum 50. Geburtstag meines Papas und da gab es natürlich richtig viel zu futtern. Da ich ursprünglich aus der sonnigen Stadt im Süden komme, wohnt dort auch noch meine gesamte erweiterte Familie.

Eine gute Gelegenheit, sich zum Kaffee mit Oma, zum Abendessen mit der Cousine und zwischendurch mit allen anderen zu treffen, die man beim letzten Besuch nicht mehr reinquetschen konnte. Und da man natürlich auch nicht unfreundlich erscheinen möchte, wird überall kräftig zugelangt. Da dachte sich das kleine Mäuschen wahrscheinlich, „Mensch super, alles für mich, da wachse ich einfach mal zur Größe einer Mango heran.“ Genau diesen Wachstumsschub, den mir sämtlichen Apps, Bücher und hilfsbereite Menschen prophezeit hatten, durfte ich hautnah miterleben. In Form von Schwindel und Schweißausbrüchen, gefolgt von Übelkeit. Der kleine Vampir hat mir regelrecht die Energie und ganz sicher auch das Blut aus dem Körper gesaugt. Beim großen Ultraschall in einer Woche wird sich dann zeigen, wie sich all die gestohlene Energie ausgewirkt hat und ob ich wohl einen Elefanten gebären werde. Auch habe ich mich noch nie so sehr über 3 kg mehr auf der Waage gefreut als jetzt. (Wobei sich auch das sicher noch ändern wird.)

Was sich jedoch beim Ultraschall auf keinen Fall zeigen darf, ist ein Geschlecht. Der große Kampf der Geschlechter ist ausgebrochen, als sich herausgestellt hatte, dass Daniel das Geschlecht gerne wissen würde, ich aber überhaupt nicht. Es ist zur Selbstverständlichkeit geworden, zu wissen, was man da in seinem Bauch mit sich herum trägt. Da stellen sich mir zwei Fragen: Ist es denn nicht wurstegal, ob der neue kleine Erdenbürger ein kleines Anhängsel vorne am Körper mit sich herumschleppt oder eben nicht? Und: Will ich denn im Vorhinein alles in Quietschepink oder Strahleblau schmücken?

Natürlich muss man für sich selbst entscheiden, ob man es wissen möchte oder nicht. Aber durch meine kleinen Schwestern habe ich bei meiner Mama mitbekommen, wie aufregend es ist, wenn man nach einer anstrengenden Geburt nochmal so eine tolle Nachricht bekommt. Wie eine Belohnung danach. Denn zu diesem Zeitpunkt ist es einem dann ja nun wirklich egal. Und da es in meiner Natur liegt, das zu wollen, was ich nicht bekommen kann, würde ich mir, sobald ich wüsste, was es wird, ohnehin nur das Gegenteil wünschen. Kurz: ich will nicht vorher wissen, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Dass ich damit alle anderen – besonders den Papa – ärgere, ist mir bewusst. (Und ganz ehrlich: An manchen Tagen halte ich es ja selbst kaum aus!)

Doch eigentlich möchte ich einfach nur, dass letztendlich ein perfektes, kleines, zerquetschtes und vor allem gesundes Baby aus mir herauswandert. Da verstehe ich die ungläubigen Blicke der neugierigen Nachforscher gar nicht, wenn ich ihnen mitteile, dass ich mich gerne überraschen lassen würde. So werde ich meinen großen Ranzen wohl oder übel vor die Augen des neugierigen Papas halten müssen, wenn unsere Ärztin den Ultraschall macht.

Das Babyzimmer wird derweil fleißig neutral geschmückt und nimmt langsam Gestalt an. Dank Mamas geräumigem Speicher haben wir nun Betten, Wiegen, Spucktücher und anderes im Überfluss … und ich kam aus dem Waschen und Putzen gar nicht mehr heraus.

Diese Auswahl an Möbeln erlaubt es uns, dem Kleinen in jedem Zimmer eine Schlafmöglichkeit zu bieten – was ich unter Tränen und mit viel Überredungskunst auch durchsetzen konnte. Dabei bedeutet uns jedes einzelne Bettchen, jede Wiege unglaublich viel: Unser Kind wird in Möbeln schlafen, in denen schon sein Papa, seine Mama, seine Oma und noch andere mehr dem neuen Tag entgegengeschlummert sind!

Langweilig wird mir in letzter Zeit also nicht. Viel Zeit zum Ausruhen findet sich zwischen Hund und Arbeiten in der Klinik, in der ich jetzt einen Bürojob als Nebentätigkeit ausübe, nicht. Doch ab und zu nehme ich mir dann doch ein wenig, und so konnten wir es realisieren, dass meine „kleine große Schwester“ Maxi zum Übernachten zu uns kam. Solche Mädelsabende tun eben doch gut. Endlich findet man mal wieder etwas über sein Umfeld heraus, ist man sonst ja doch ein wenig auf sich bezogen – wo doch alles immer so aufregend ist und sich ständig verändert. Bei Pizza und eingemummelt auf der Couch lässt es sich ja auch ganz wunderbar tratschen.

Und durch all meine Aktivitäten findet sich dann auch für mich ein wenig Ablenkung vom – jetzt schon einnehmenden – Mutterdasein.

Liebe Grüße vom kleinen „Noch-Neutrum“ und seiner Mama

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