Jetzt rede ich!

Jetzt rede ich!

Hallo ihr Leute außerhalb von Mamas Bauch. Heute darf ich auch mal meinen Senf dazugeben, immerhin geht es ja hier um mich. Ich bin gerne die Hauptperson. Am liebsten, wenn alles ruhig ist und mich keiner beachtet. Dann mache ich auf mich aufmerksam. Meistens trete ich dann nur Mama ein wenig, aber wenn sie mich weiterhin nicht bemerkt, mache ich es eben so, dass es jeder sieht.

Das ist witzig, dann verschiebt sich nämlich alles so, dass ihr Bauch völlig bescheuert aussieht. Wie ein Ei, sagt Oma. Da waren wir nämlich zu Besuch. Es war so heiß, dass Mama total langsam laufen musste. Jetzt schaukelt alles immer sehr, weil sie watschelt wie eine Ente. Wir sind baden gegangen, das war ganz arg lustig. Ich bekomme nämlich immer super viel Aufmerksamkeit – und alle meine Tanten streicheln mich durch den Bauch. Aber sie denken sich auch immer blöde Namen aus und nennen mich Stella und Tiffany. Obwohl die doch gar nicht wissen, ob ich ein Mädchen oder ein Junge bin. Das wird nämlich eine Überraschung, die Mama und Papa als Geschenk zu meiner Geburt bekommen. Oma glaubt Mama nicht, dass sie das selbst noch nicht weiß, und denkt, sie macht nur ein Geheimnis daraus. Dabei weiß sie doch, dass meine Mama keine Geheimnisse für sich behalten kann und immer alles ausschnattert. Sie sagt auch – genauso wie mein Papa –, dass ich schon runtergerutscht bin oder so und man das daran sieht, dass Mamas Bauch sich gesenkt hat. Sie soll jetzt besser atmen und sich bewegen können, aber davon merkt sie nicht so viel. Ich habe ja auch extra darauf geachtet, dass ihr Bauch nicht so groß wird, damit sie sich bei der Wärme nicht ganz so schlecht fühlt. Allerdings kommt sie trotzdem nicht mehr an ihre Füße ran und hat sich von Papa die Nägel lackieren lassen. Da sah sie ganz schön bescheuert aus, aber für sein erstes Mal hat er das gut gemacht.

Immer wenn Mama beim Arzt ist, werden ihr runde Teile auf den Bauch gelegt, die mich ganz wuschelig machen. Da tanze ich dann ganz kräftig und trete, was das Zeug hält. Dann sieht die Ärztin, dass es mir gut geht, und Mama ist super-kaputt nach 20 Minuten Herzschläge hören. Außerdem hat die Ärztin ihr verraten, dass ich meinen Kopf jetzt in ihr Becken gedrückt habe. Dadurch ist ihr Gebärmutterhals ganz kurz und der Muttermund weich geworden. Keine Ahnung, was das bedeutet, aber ich kann euch sagen, ich komme bald raus. Keiner weiß zwar, wann, aber ich möchte bald im Arm meines Papis liegen und die Milch meiner Mama trinken, die sie bis jetzt nur überall im Bett verteilt.

Jetzt werde ich langsam ungeduldig, vor allem, weil meine Mama sich immer so stresst mit ihren Prüfungen und dem Lernen und dem Üben. Dabei konzentriert sie sich nie auf mich. Deshalb trete ich dann so kräftig ich kann, damit sie merkt, sie muss ein bisschen langsam machen. Außerdem wird ihr schlecht und ihr Kreislauf spielt verrückt. Und die doofen Rippen regen mich auch auf, das ist ja immerhin mein Bauch, und diese Knochen sind so hart, da muss ich immer ein bisschen fester treten. Aber ich bin ja stark. Mama hat auch so was, das sich Wehen nennt. Am Abend ist das schmerzhaft und tagsüber strengt es sie nur an. Da wird der Bauch ganz spitz und ich drücke mich feste dagegen. Der Bauch wird dann ganz hart. Deshalb denken alle, dass ich keine drei Wochen mehr auf mich warten lasse.

Wenigstens hält sie sich an eines und trinkt irgendeinen Tee, der helfen soll, alles da unten ganz weich zu machen, damit ich ein wenig leichter rausflutschen kann, wenn ich das dann möchte. Der schmeckt ok, und deshalb trinkt sie immer eine ganze Tasse. Sie muss nämlich allgemein viel trinken, denn es ist so warm, und da bekommt sie ganz dicke Füße. Darüber freut sie sich gar nicht und muss sogar manchmal weinen. Sie muss ja zusätzlich auch ihre Schiene tragen, weil doch das blöde Band im Fuß gerissen ist. Und sie muss ja fit sein, wenn ich dann endlich da bin. Da freuen wir uns alle sehr drauf und sind gespannt, uns zu treffen.

Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich euch noch erzählen soll. Ich trete lieber Mama und wachse noch ein bisschen. Nächste Woche schreibt meine Mama wieder, vielleicht bin ich ja dann schon da, die Ärztin hat ja gesagt, alles ist bereit.

Liebe Grüße,

Ich, das wichtigste überhaupt.

PS: Ich bin überhaupt kein Vampir, hört auf, das immer zu sagen.

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