Lieber Steve …

Lieber Steve …

Erst konnten wir es kaum erwarten und jetzt ging alles ganz schnell. Als nachts um 2 die Wehen los gingen, hab ich versucht ruhig zu bleiben, um dich nicht zu wecken – du musstest ja früh raus und ich war mir überhaupt nicht sicher, ob ich nun einfach nur Bauchweh hab oder ob sich da tatsächlich Aennie ankündigt. Da du aber sofort merkst, wenn irgendwas nicht passt, hast du, als der Wecker geklingelt hat, genau gewusst was los ist. Zum Glück kamst du nochmal ins Schlafzimmer, bevor du zur Arbeit los wolltest, um dich zu vergewissern, dass alles ok war. Als ich zugegeben hab, dass es echt doofe Schmerzen sind und ich glaube, dass es los geht, bist du sofort ins Krankenhaus gefahren. Auf dem Weg dahin hatte ich schon alle 5 Minuten Wehen. Danke, dass du immer auf dein Gefühl vertraust!

Im Krankenhaus wurde dann bestätigt, was wir beide vermutet hatten und ich hab mir schon echt schwer getan die Wehen weg zu atmen – Donnerwetter, sind das fiese Schmerzen! Es hat mir so geholfen, dir in die Augen zu schauen und einfach zu wissen, dass du da bist! Die Untersuchungen gingen irgendwie total schnell vorbei und als wir um 9 Uhr nochmal zum CTG mussten standen wir erst einmal vor einer schweren Entscheidung: Aennie war mit geschätzten 4 Kilo zu groß für mich und die Ärzte vermuteten eine Risikogeburt – sie mussten uns ja über mögliche Risiken aufklären. Für uns war das wie ein Sprung ins kalte Wasser. Wir mussten uns jetzt entscheiden, ob wir gleich einen Kaiserschnitt vornehmen lassen oder ein Risiko für unseren kleinen Wurm eingehen. Für mich war das in dem Moment zu viel und ich konnte nichts tun außer weinen. Zum Glück hat ein Blick in dein Gesicht genügt und wir waren uns einig, für das Baby das Beste zu machen. Also entschieden wir uns für den Kaiserschnitt. Auch hier – Danke, dass du auf dein Gefühl vertraut hast. Für Aennie war es wohl die einzige Möglichkeit gesund auf die Welt zu kommen – das hat uns im Nachhinein sogar der Oberarzt und die Chefärztin bestätigt. Auch wenn die Hebammen und der Arzt total dämlich reagiert und uns in dem Moment für die Entscheidung verurteilt haben, können wir stolz sein – wir haben uns komplett richtig entschieden. Was wäre ich ohne dich! Du hast mir die Angst genommen und ich wusste, dass wenn du bei mir bist alles gut werden muss. Ich hatte keine Zweifel.

Die Zeit bis ich in den OP kam war echt hart und der Wehenhemmer, den ich verabreicht bekommen habe, hat mich aussehen lassen wie ein Junkie auf kaltem Entzug. Mein Kreislauf war im Keller, ich habe nichts außer meine Herz pochen hören und hab so gezittert, dass ich mich nicht bewegen konnte. Selbst als die Hebammen und Ärzte dich in dieser schweren Situation komplett allein mit mir als Junkie gelassen haben, damit du mich für den OP fertig machst, hast du mir die nötige Ruhe und Kraft vermittelt. Der Kaiserschnitt ging dann so schnell, es war toll deine Hand zu halten und ich war froh, dass du Aennie in Empfang genommen hast und die ersten Minuten, die sie auf dieser Welt verbrach

te, während ich noch versorgt wurde, für sie da warst. Die Ärzte bestätigten uns, dass wir absolut richtig entschieden hatten: Sie war in meinem Becken verkeilt und konnte nicht durch den Geburtskanal, die Nabelschnur war stark um den Hals gewickelt und ihre Lage hätte wohl einen Notkaiserschnitt und ähnliche Maßnahmen hervor­gerufen – es wäre bei weitem nicht so gut ausgegangen wie man sich das wünscht. Auch wenn Aennie mit „nur“ 3710 Gramm und 54 cm auf die Welt kam. Wenn ich gerade das kleine Wesen betrachte, das jetzt auf meiner Brust liegt und friedlich schläft, kann ich mir nichts Schöneres vorstellen als ein Leben lang mit dir zu sein. Du gibst mir das, was ich mir immer gewünscht habe und ich hätte mir nie träumen lassen, jemanden so innig lieben zu dürfen wie dich und nun auch unser Baby.

Die 3 Tage im Krankenhaus waren für uns beide wirklich nicht einfach … Getrennt schlafen?! Hilfe! Ich ließ Aennie keinen Moment von meiner Seite weichen, aber ich konnte es kaum erwarten, bis es endlich hell draußen wurde und ich wusste, dass ich dich bald wieder sehen würde. Wie du sie ansiehst – das ist alles was ich brauche. Diese Liebe in deinem Blick zeigt mir, dass wir alles richtig gemacht haben. Ich war so froh, als wir vorzeitig die Klinik verlassen durften und du uns mit nach Hause nehmen konntest. Es war schön zu sehen, wie stolz du darauf warst. Obwohl wir eine harte Zeit im Krankenhaus durchmachen und an dem Tag glatte 8 Stunden auf den Kinderarzt warten mussten, bis wir endlich heim durften, hat nichts diesen Stolz getrübt. Zu merken, dass ich mich dort zu Hause fühle, wo du bist – das muss diese berüchtigte Liebe sein, um die es immer in Filmen und Büchern geht. Du bist perfekt für mich. Ich konnte die Zeit zuhause komplett für unsere Kleine da sein und du hast alles erledigt. Den ganzen Haushalt … und mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen.

Das hat nicht nur mir gut getan, sondern war wahnsinnig wichtig für die Entwicklung unserer Maus. Sie ist so entspannt und friedlich. Selbst dass ich es noch nicht schaffe, sie im Stubenwagen oder Bettchen schlafen zu lassen, nimmst du mir nicht übel. Sollen die Leute doch sagen, dass wir sie verwöhnen – es war uns ja noch nie wichtig, was andere von uns hielten. Und Babys mit Liebe überschütten darf man ja wohl ;-). Du genießt es auch so sehr, wenn sie auf deinem Brustkorb einschläft. Es war wirklich kein leichter Weg und ich bin sehr stolz auf uns. Ich liebe dich wie man nur jemanden lieben kann. Und ich möchte keinen Tag ohne euch sein müssen. Du bist genau der Papa, den ich mir immer für meine Kinder gewünscht habe. Womit ich das verdient habe? ich weiß es nicht ... aber ich werde es nicht hinterfragen, sondern jede Minute mit euch genießen. Du hast meinen vollen Respekt und mein Herz. Ich liebe Euch!

Mama Mau

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