Nestbautrieb

Nestbautrieb

Endlich komme ich zur Ruhe. Oder ich versuche es. Denn mit dem kleinen Zwerg in mir ist das gar nicht mehr so einfach. Wir haben letzte Woche nach langem Warten und Post-Streik endlich unsere Matratzen bekommen, das alte Bett konnte ab- und das neue aufgebaut werden. Aus dem tiefen Wasserbett kam ich kaum noch raus, sodass ich es nicht erwarten konnte, bis das Neue endlich stand. Also raus mit dem beheizten Riesenkoloss. Ach ja, braucht jemand ein Wasserbett? ;) Auch haben wir uns jetzt gegen ein Beistellbett und für meine weiße Wiege entschieden, in der schon ich lag – obwohl das bedeutet, dass ich nachts aufstehen muss, um das Kleine zu mir zu holen.

Gleichzeitig habe ich ganz im Sinne meines Nestbautriebes noch ein wenig im Kinderzimmer umhergeräumt und geputzt, was das Zeug hielt. Was gar nicht so einfach war, wenn man bedenkt, dass das Bücken mit Sodbrennen nicht wirklich angenehm ist. Da hab ich mich dann am Ende des Tages eher gefühlt wie eine wiederkäuende Kuh als eine werdende Mama. Zur Belohnung nach all der Arbeit gönnten wir uns beide einen ganzen Tag im Bett. Erst ausschlafen, dann Essen im Bett, Serien-gucken auf dem Laptop, Mittagsschläfchen … Das tat uns richtig gut.

Allerdings war das auch nötig, da ich ziemlich fertig mit meiner Welt war. Am Morgen zuvor kam der Tollpatsch in mir wieder zum Vorschein und ich übersah beim Rausgehen einfach zwei Stufen im Treppenhaus, sodass es mich volle Kanne hinschmiss. Mit schmerzendem Knöchel und tränenüberströmt wie ich war, bestand Daniel darauf, mich ins Klinikum zu fahren. Alle Schwestern waren superlieb und der Doktor entschied, dass es nur die Innenbänder am Knöchel sind und wir deshalb kein Röntgenbild bräuchten. Es soll anscheinend gar nicht so schlimm sein, bei einer Schwangeren zu röntgen, aber mir war es so dann doch lieber. Der Schreck war überwunden und einen Verband mit einer kühlenden Salbe bekam ich auch.

Zum Trost gab es leckeren Döner. Kindergröße für mich, normale für den Daniel. Selbstverständlich aß ich AUS VERSEHEN den Großen. Auch Schokolade wird immer attraktiver für mich – und alles andere irgendwie auch. Aber mit 12 Kilogramm bin ich ja noch echt gut dabei und sehe nicht aus wie ein Wal. Sehr treffend von einer Freundin beschrieben.

Wir sind jetzt in der 33. Woche, das bedeutet im 9. Monat. Unglaublich, wie sich das anhört! Die Zeit verging so schnell, und trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie die nächsten Wochen umso langsamer verstreichen wird. Selbst vom Im-Bett-liegen bin ich oft so erschöpft, dass ich schnaufe, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Zum Glück ging das erst jetzt los und ich konnte letzte Woche noch mit Oma zum Erdbeerfeld und mit wenig bis gar keinem Sodbrennen knappe 9 Kilogramm pflücken. Daraus wurde Quark und Marmelade und ganz viel Genasche, da ich den nächsten Tag auf einem Betriebsausflug in Dresden war, den ich richtig gut meistern konnte, trotz Hitze und viel Fußmarsch.

Letztes Mal war Daniel beim Geburtsvorbereitungskurs dabei, denn die Geburt wurde durchgesprochen, und auf einmal war alles so real und in greifbarer Nähe. Das hilft natürlich nicht beim Üben in Geduld. Wir können es kaum erwarten – und ich will endlich wissen, wie es sich anfühlt, ein Baby zu bekommen und mein eigenes kleines Wesen in den Armen halten. Doch sieben Wochen haben wir noch vor uns.

Beim CTG letzte Woche konnte Daniel zum ersten Mal eine ganze Weile den Herzschlag seines Kindes hören und musste natürlich sofort fachmännisch die Herztöne und den Wehenschreiber kritisch unter die Lupe nehmen. Das war ein ziemliches Gekrakel, denn durch die Ultraschallwellen ist das Baby immer ganz besonders wach. Bei der Untersuchung danach, die ja jetzt schon im Zwei-Wochen-Abstand stattfindet, war auch alles ok. Der Kopf liegt immer noch unten, und wir waren ziemlich geschockt, als die Ärztin ihn mit ihrem Finger ertasten konnte. Ohne es ausgesprochen zu haben, wusste ich, dass wir in diesem Moment beide das Gleiche dachten. Jetzt gibt es einfach keinen Sex mehr. ;)

So, nun muss ich aber aufstehen und all den Befehlen meines Kindes nachkommen: Hunger, Pipi, Bewegung zur Unterhaltung des Zwerges. Ich habe jetzt schon das Gefühl, in meinem Bauch ist nicht mehr genügend Platz …

Bis nächste Woche, Grüße von mir und dem Riesenbaby

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