Vaterfreuden

Vaterfreuden

Wir nannten sie Joïe, was – aus dem Französischen übersetzt – Freude heißt. Und so sollte es sein … Die kleine Joïe erfreut uns seit dem Augenblick ihrer Geburt jeden Tag aufs Neue. Ganz besonders glücklich dabei ist der stolze Papa! Ganz am Anfang, in der ersten Woche nach der Geburt, als meine Hebamme noch ihre Runden bei uns machte, sagte sie einmal etwas, was mich ein wenig beunruhigte. Sie behauptete, dass sich Babys 2 bis 3 Bezugspersonen suchen – Mama und Papa natürlich und die Omama zum Beispiel. Dabei, sagte sie, beginnen die Babys auch eine von diesen Personen ganz besonders zu bevorzugen – meist die stillende Mama – und zeigen auch ihre Zuneigung dieser Person ganz besonders. „Werde ich diese Person werden?“, fragte ich mich. „Welche andere?“, dachte ich dann. Dass nicht ich die bevorzugte Lieblingsperson unserer Tochter war, sondern der Papa, merkten wir spätestens, als Joïe zu lachen begann – sie tat das anfangs exklusiv und nur mit ihm! In den ersten zwei Monaten, als die Kleine eher teilnahmslos ihre Umgebung wahrnahm, sich einfach nur wickeln, schaukeln, füttern bzw. stillen ließ und meist schlief, hatte mein Mann sogar Angst, dass sie keine Beziehung zu ihm entwickeln könne. Schließlich ging er jeden Tag bis spät abends arbeiten – die Zeit, die er mit der Kleinen verbringen konnte, war begrenzt. Ich schickte ihm jeden Tag unzählig viele Bilder auf dem Smartphone, damit er zumindest auf diese Weise Teil ihres Alltags sein konnte. Und dann kam das Wochenende – eine Freude ohnegleichen! Alles, was Papa und Joïe in der Woche versäumt hatten, wurde nachgeholt – Kuschelrunden, Schaukelrunden auf dem Arm, Tragerunden in der Babytrage beim Spazieren. Stundenlang wurde auf dem Wickeltisch mit dem Papa ge-guh-kst und gelacht. Buchstäblich reichte es, wenn Papa ihr einen Finger zeigte, und schon konnte sie sich nicht mehr einkriegen! Dieses Baby-Lachen ist das Schönste und Ehrlichste auf der ganzen Welt! Die Vorstellung, dass dieses kleine Wesen uns nicht nur wahrnimmt, sondern langsam auch Zusammenhänge versteht, die es sogar zum Lachen animieren können, ist so wundersam! Dass Babys lachen, nehmen viele als selbstverständlich hin, doch etwas Wesentliches bedarf es auch bei den Kleinsten, um diese Emotion so frei und herzig produzieren zu können – Liebe, Geborgenheit und Freude – mit den lieben Menschen um es herum, die es beschützen und es Tag für Tag neue Entdeckungen machen lassen. Wie ist es also mit der Psyche der Babys – was nehmen sie wahr, wie lernen sie, sich durchzusetzen, wie entwickeln sie die Liebe zu uns, ihren Eltern … und was genau ist es, das diese Bindung zwischen ihnen fest und unzertrennbar macht? Wenn wir uns bei der Entwicklungsphysiologie erkundigen, kommt etwas Klarheit auf. Ein Säugling hat bei der Geburt bereits sehr wichtige Entwicklungsphasen hinter sich, die neben biologisch-genetischen Faktoren auch schon Umgebungseinflüsse mit einschließen. Allein der Geburtsvorgang verlangt einem Baby eine starke physiologische Anpassung ab. Das Kleine muss in dem neuen Umfeld seine Motorik „anpassen“, seinen Wärmehaushalt kontrollieren und stabilisieren, eigenständig atmen, Nahrung aufnehmen und verdauen sowie Herz und Kreislauf regulieren. Hut ab, kleiner Mensch! Das Neugeborene besitzt schon eine sehr beachtliche Menge an Fähigkeiten und Verhaltensweisen. Diese Fähigkeiten sind angeboren und ermöglichen es dem Baby, sich zielgerichtet zu verhalten, auch wenn es Sinn und Zweck des Ganzen noch nicht versteht. Wir nennen sie auch Reflexe: Saug- und Suchverhalten sowie Schwimmbewegungen, Greifen, Schreiten und Krabbeln gehören hier zu den Wichtigsten. Der Saugreflex ist ein zentrales Verhaltensmuster des Babys und hat neben der Nahrungsaufnahme noch weitere Funktionen, wie z. B. die Regulierung des Erregungsniveaus, eine Art „Selbst-Beruhigung“. Oft merkte ich das bei Joïe – entweder steckte ich ihr meinen Finger in den Mund, oder sie saugte an ihrem eigenen Daumen – und schlief dabei seelenruhig ein. Überhaupt wird der Mund von allen Babys auch zur „Erkundung“ ihrer Umgebung benutzt. Sie stecken schlicht und einfach alles in den Mund und wie wir alle wissen, nannte das Freud die „Orale Phase“ in seiner Entwicklungstheorie. Nach dem ca. 3. Monat verschwinden wieder einige Reflexe wie das Suchverhalten (nach der Brust) und werden durch willkürliche Bewegungen ersetzt. Hinzu kommen einige erstaunliche Leistungen des Babys – erweckt ein bestimmter Reiz sein Interesse, so ist es in der Lage, diesen Reiz mit seinen Augen und Kopf zu verfolgen. Das Interesse an Personen und an Objekten ist deutlicher erkennbar. Doch um den 3. Monat ist ein Baby fähig, auch schon Kausalitäten herzustellen – das Baby lernt Situationen, beobachtet und wird mehr und mehr aktiv. Die Entwicklung einer stabilen Beziehung zur Bezugsperson ist für die weitere soziale Entwicklung des Kindes von großer Bedeutung. Wahrnehmen, Erkunden, Greifen, Fingerspiele und Bewegung sind wichtige Voraussetzungen zum Erwerb der grundlegenden Säuglings-„Kompetenzen“. Ungefähr in dieser Zeit entwickeln die Babys die Fähigkeit, zu lächeln und zu lachen, was für die Interaktionspartner eine besondere Bedeutung in der Sicherung von Bindungen bedeutet. So schließt sich der Kreis – ob angeborene Fähigkeit oder neu erworbene Kompetenz … so oder so: Joïe lacht mit ihrem Papa aus vollem Herzen (und ich glaube, keiner von den beiden interessiert sich dafür, wie es die Wissenschaft beschreibt). Und mittlerweile sammeln wir, mein Mann und ich, Baby-Lachen-Punkte. Es funktioniert so: Ein Grinsegesicht ergibt einen Punkt, ein stimmvolles Lachen ganze zwei Punkte … und wenn sich das Lachen immer weiter wiederholen lässt, so hat einer von uns ganze drei Punkte verdient! Eine richtige Goldschatz-Sammlung ist das! Der Gewinner eines jeden Tages? Ganz klar, Herr Papa! Ich gönne ihm das so! Und obwohl ich tagsüber vor lauter Aufgaben hin und wieder vergesse, Joïes Lachen zu zählen – auch ich bin am Ende die glückliche Gewinnerin – umgeben von so viel Liebe, Freude, Joïe de vivre! Wie erfahrt ihr die ersten Reaktionen eurer Kleinen? Könnt ihr schon im Bauch viel Bewegung spüren? Reagieren sie schon aktiv auf ihre Umwelt? Und bringt auch euch ihr Lachen zum Schmelzen? Ihr könnt gern die Kommentarfunktion unter dem Facebook-Post nutzen, um zu antworten! Bis bald, ich freue mich auf euch! Eure Radina Freud. (Und Joïe Freud-e. ;)

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